Achtung: „Glosse“ 😉
„Wir verstehen uns in erster Linie als „Brückenbauer“, weil wir es sind, die die Brücken zwischen Schutz und Nutzung in unserer Umwelt schlagen“, sagt Gregor Beyer, Geschäftsführer des Forum Natur Brandenburg und ausgewiesener Naturfreund. Und ergänzt: „Und deshalb tut es uns weh, wenn wir mitansehen müssen, wie durch nicht ausreichende Schaffung von sicheren Übergängen über stark befahrene Straßen gerade auch Wölfe ihr Leben lassen müssen.“
Damit spielt er an auf die gestrige stundenlange Vollsperrung des nördlichen Berliner Rings, weil dort ein Wolf auf dem Weg nach Berlin bei der Fahrbahnquerung angefahren worden war, schwer verletzt erst die in seinem Falle geltenden besonderen Verwaltungsprozeduren über sich ergehen lassen musste, bis er auf amtstierärztliche Entscheidung zur Erlösung von seinen stundenlangen Qualen endlich eingeschläfert werden konnte. „Unerträglich für jeden, der ein Herz für Tiere hat“, so Beyer.
Alle Welt spreche vom Glück der Rückkehr des Wolfes in seine angestammte Heimat. Man heiße den Wolf willkommen, freue sich über seine rasche Vermehrung und Ausbreitung bis in die großen Städte. Gleichzeitig verwehre man diesem wunderbaren Großraubtier aber den erforderlichen Mindestschutz im öffentlichen Verkehr. „Wieso wird gerade an Grünbrücken für den Wolf über den Berliner Ring gespart?“, empört sich Beyer. „Es ist doch ein Skandal, dass insbesondere Wölfe, die nach Berlin wollen, ihr Leben auf dem Berliner Ring verlieren, weil man ihnen die erforderlichen Wolfsbrücken verwehrt. Wir sehen ein totales Versagen der Naturschutzverwaltung.“
Speziell in Brandenburg flössen immer wieder Abermillionen Euro in zahllose Grünbrücken für allerlei nicht besonders geschütztes Getier, das dann Autobahnen und große Straßen auf großzügig und mit allem erdenklichen Komfort ausgestatteten „roten Teppichen“ gefahrlos queren könne. Die besonders gefährliche Überquerung des Berliner Rings aber spare man aus. Äußerst bedauerliche Folge seien dann eben jene traurigen, aber vermeidbaren Unfälle mit Todesfolge. „Unverantwortliche Tieropfer“, kritisiert Beyer diesen Umgang mit strengst geschützten Lebewesen.
Nicht hinnehmbar auch, dass man – im Gegensatz zur Landbevölkerung – den urbanen Berliner Kreisen die mittlerweile zahlreichen und besonders eindrucksvollen unmittelbaren Näheerlebnisse mit dem in Europa einzigartigen Raubsäuger verwehre. Just der städtischen Klientel, deren Unterstützung für den Wolf mittlerweile eine hochprofitable Industrie des organisierten Naturschutzes zur Blüte gebracht hat, enthalte man den direkten Kontakt mit dem Tier vor.
„Das ist äußerst bedauerlich,“ so Beyer weiter. „Denn der unmittelbare persönliche Eindruck ist eben durch nichts zu ersetzen.“ Die üblichen Youtube-Filmchen oder Klebesticker der Naturschutzverbände seien das Eine. „Die Vorstellung eines frei umherziehenden ausgewachsenen und Nahrung suchenden Wolfs auf dem Spielplatz im Volkspark Prenzlauer Berg, also die wahre Natur, ist dagegen etwas ganz Anderes. Sollen unsere Kinder die Umwelt nur durch Konserven wahrnehmen oder verschaffen wir ihnen so echte wie nachhaltige Eindrücke, die die Kinder oder auch ihre Eltern nie vergessen?“, so die rhetorisch gemeinte Frage des Experten. „Nächtliches Wolfsgeheul aus dem Tiergarten am Brandenburger Tor – das wäre es, was ich mir sehnlichst wünschte“, so Beyer. „Denn dann hätten wir es wirklich geschafft“.